Sonntag, 1. September 2013

Porno-Economics: Porno, Feminismus und Impotenz

Captain Capitalism hat hier einen - wie ich finde sehr überzeugenden - Artikel über die zwischenmenschlichen Auswirkungen von frei verfügbaren erotischen Angeboten verfasst.

Er zitiert einen Artikel einer amerikanischen Bloggerin, die sich hier darüber beschwert, dass Pornos in Männern unrealistische Erwartungen an Frauen erwecken, so dass diese weniger Lust auf Frauen haben, und sich nicht mehr so stark wie früher um diese bemühen.

Nach Einschätzung von Captain Capitalism ersetzt der Pornokonsum den Geschlechtsverkehr mit echten Partnerinnen, was dazu führt, dass sich diese tatsächlich weniger um Frauen bemühen. Zur Veranschaulichung bringt er folgendes Beispiel:

So let's do a little experiment and play "Amateur Economist."  Specifically, I want you to think of it in terms of a business-customer relationship.  Take the crassness out of it.  Take the sex out of it.  I want you to treat it as a genuine economic problem.

You are an economist at a high end consulting firm and a client comes in.  She is the CEO of "GS" (General Sex, a spin off of GE) the sole supplier of sex in the country.  Her sales are down, despite it being a monopoly.  After some market research she sees there is a new substitute good being offered by another firm, Pron Enterprises.  Pron Enterprises does not offer sex, but a substitute good.  So when men are looking for sex here are their two choices:

General Sex- Go to the bars, hit on girls.  Buy a bunch of drinks.  Repeat for several nights over the course of weeks.  Get some numbers, go out on several dates, and after a month of hard work, and about $1,000 in social expenses you get to have sex.

Pron Enterprises - Go home, spend 5 minutes on the internet, done.

The CEO of GS wants to know how to increase her sales!

"How or how Mr/Ms. Economist do I do this?!"
 Kurz frei übersetzt:
Machen wir ein kleines Gedankenexperiment und spielen Amateur- Unternehmensberater. Betrachten wir Pornokonsum aus der Angebots- und Nachfrageperspektive. Werturteile sollen außen vor bleiben. Betrachten wir Pornokonsum von Männern aus einer wirtschaftlichen Perspektive:
Sie sind Wirtschaftswissenschaftler in einem hervorragenden Beratungsunternehmen und eine Kundin kommt auf Sie zu. Sie ist Vorstandsvorsitzende der Firma "GS" General Sex, einem Tochterunternehmen von General Elektric. GS ist der einziger Anbieter von Sex für Männer. Die Verkaufszahlen des Unternehmens fallen, obwohl es ein Monopol auf Sex hat. Durch Marktvorstand weiß die Vorstandsvorsitzende, dass die PRON- AG, ein Konkurrent von GS, einen Ersatz für Sex für Sex anbietet. Der Ersatzartikel ist zwar kein wirklicher Sex, er kommt dem Original aber sehr nahe.
Wenn Männer also Sex suchen haben sie zwei Möglichkeiten:
1. GS: Die Männer müssen, um Sex erwerben zu können, in Bars und Clubs gehen, und Frauen anmachen. Dies wiederholen sie an mehreren Abenden in der Woche. Wenn sie Glück haben, können sie die Frauen bei mehreren Dates näher kennenlernen, und nach einem Monat harter Arbeit und etwa 1.000 Euro Kosten bekommen sie Sex.
2. PRON-AG: Die Männer gehen heim, gehen für fünf Minuten ins Internet, und ihr Bedürfnis nach Sex ist befriedigt. Das ganze ist kostenlos, und der Bestellvorgang dauert statt einem Monat nur fünf Minuten.
Die Vorstandsvorsitzende von GS möchte von Ihnen wissen, wie sie ihren Umsatz wieder steigern kann!
Nun, dieses kleine Gedankenexperiment zeigt, dass die Ausgangslage für GS nicht ganz einfach ist.

Meiner Einschätzung nach ist die Darstellung des Kennenlernprozesses als Angebots- und Nachfrageverhalten von Mann und Frau ziemlich treffend. Die Singlebörse "ShopAMan" stellt den Markt beispielsweise sehr treffend dar. Frauen müssen hier nur ein Profil einstellen, Männer sich bewerben, erst wenn Frau den Mann in ihren virtuellen Einkaufswagen gelegt hat, darf der Mann sie anschreiben. Selbstverständlich ist das Angebot für Frauen kostenlos, Männer müssen eine kostenpflichtige "Luxus-Mitgliedschaft" erwerben, um Frauen überhaupt anschreiben zu können.

Captain Capitalism führt in seinem Gedankenexperiment nicht mehr aus, was die Unternehmensberatung der Vorstandsvorsitzenden empfiehlt.

Tatsächlich hat die Marketing- und Rechtsabteilung aber schon Schritte einfallen lassen.

Über Lobby-Gruppen versucht sie, das Angebot der PRON-AG zu verbieten. Die Lobby-Gruppen entwarfen bereits vor über 20 Jahren entsprechende Gesetzesentwürfe. Glücklicherweise sind diese Entwürfe derart einseitig und schwammig, dass sie bislang nicht umgesetzt wurden.

Die Marketing-Abteilung ist hingegen deutlich erfolgreicher. Beispiele findet man beispielsweise hier und hier. Die Behauptungen lauten unter anderem:
  1. Das Angebot der PRON-AG macht impotent.
  2. Das Angebot der PRON-AG führt zu Frustration, seelischen und sogar zu gesundheitlichen Beschwerden.
  3. Das Angebot der PRON-AG stumpft Konsumenten ab und macht süchtig.
  4. Das Angebot der PRON-AG führt zu einem falschen Frauenbild

Mittlerweile überlegt die Vorstandsvorsitzende sogar selbst, sich bei der Konkurrentin, der PRON-AG einzukaufen. Erste Feldversuche für feminstische Konkurrenzprodukte zu denen der PRON-AG werden bereits durchgeführt.


Den Marketingslogans von GS ist zuzugestehen, dass mittlerweile serösere Stimmen laut werden, die behaupten, dass zuviel Konsum der Produkte der PRON-AG zu Impotenz führen kann.

Diese weisen jedoch auch darauf hin, dass die Potenzprobleme nur temporär sind:

"It’s very clear the problem for these guys is heavy Internet porn use, because when they stopped, and stayed off porn for an extended period, their erections and desire returned."
Frei übersetzt: Es ist offensichtlich, dass die Probleme dieser Jungs durch sehr hohen Konsum der Produkte der PRON-AG verursacht wurden, denn wenn sie für einige Tage oder wenige Wochen auf den Konsum verzichten, haben sie wieder Spontanerektionen und das normale Begehren nach Frauen.

1 Kommentar:

  1. Das ist aber schon sehr eindimensionales und kurzfristiges Gedankenexperiment, aber was anderes kann man wohl nicht von jemanden erwarten der sich Cpt. Capitalismus nennt....

    In der kurzfristigen Sicht dient Sex der Triebbefriedigung, langfristig werden aber noch paar Kinder geboren, was wichtig festzustellenn ist, um die Stakeholder zu identifizieren. Dann kommen die richtigen Player, die Kirche, Rentenversicherung und der Staat, die können an den richtigen Stellschrauben drehen: Moral, Ehegattensplitting, Kindergeld, Steuern auf Kinderlose, usw....

    Aber allgemein ist die Betrachtungsweise schon intressant, wenn Männer als Nachfrager und Frauen als Angebot gesehen wird und die Nachfrage durch das substitutive Gut "Porno" befridiegt wird. Dann müsste es einen Angebotsüberhang geben und die Bars mit Frauen bevölkert sein.... Was in der Realität dann aber doch so aussieht: http://www.japancrush.com/2013/stories/60-of-men-50-of-women-between-18-and-39-have-no-partner.html

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